Department Kunstwissenschaften
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DOKTORANDENTAGUNG: Gesetze der Kunst. Recht und Ritual

Interdisziplinäres Symposium für Nachwuchswissenschaftler im Rahmen des Promotionsprogramms ProArt, Ludwig-Maximilians-Universität, Department Kunstwissenschaften, München

19.04.2013 – 20.04.2013

  • Zeit: Freitag, 19. und Samstag, 20. April 2013
  • Ort: Institut für Kunstgeschichte, Zentnerstraße 31
  • Tagungsprogramm

„Es gibt ein Kunstgesetz, das ewig ist: Wir wollen nicht gelangweilt werden!“, so fasst Kurt Tucholsky die Essenz des künstlerischen Schaffens zusammen. Doch welchen Regeln folgen ästhetische Phänomene? Welche Muster zeigen sich bei der Produktion, Präsentation, Rezeption und Interpretation von Kunstwerken? Welche Rolle spielen diese Regeln als ästhetische Stilmittel und bei der Anerkennung eines Kunstwerkes als ein solches? Und was passiert, wenn das innere Regelwerk der Kunst mit einem anderen in Konflikt gerät oder Kunstwerke gegen geltendes Recht verstoßen? Grundsätzliche Bedeutung für die Annäherung an solche Gesetze der Kunst können Kategorien wie Recht, Ideologie, Ritual und Inszenierung besitzen. Diese sind multiperspektivisch und interdisziplinär einsetzbar, je nach gewähltem Forschungsgegenstand ‚verschiebbar‘ und sollen bei der Ausrichtung und Fragestellung der Untersuchungsgegenstände helfen.

Ideologien, Rituale und Inszenierungen sind Strategien zur Herstellung einer Verbindung zwischen
Individuen und Gemeinschaften als Adressaten eines allgemeinen Codes. Verweisen Ideologien auf die autoritäre Diktion politisch, religiös oder ästhetisch grundierter Weltbilder, sind Inszenierungen in diesem Zusammenhang als Legitimierungsstrategien zu bewerten, die nicht selten auf die kollektiv-bindende Kraft ritueller Handlungsmuster zurückgreifen. Als gewohnheitsmäßige, in ihrer Form festgelegte, theatral inszenierte und performative Handlungsmuster bündeln Rituale Emotionen. Sie greifen auf Requisiten, Instrumente und Körper zurück und sind an den Moment, den Raum und die Zeit ihrer Inszenierung gebunden. In ihrer Mischung aus Genauigkeit und Wiederholung ähneln sie einem Theaterstück, das bei jeder Aufführung neu interpretiert werden kann. Oft synonym gesetzt mit Begriffen wie Gewohnheit, Konvention oder Routine, sind Rituale doch das eigentliche Gegenteil: Sie unterbrechen den normalen Ablauf und erzeugen eine Differenz zu Alltagspraktiken. In diesem allgemeinen Sinn sind Rituale als rhetorische Zeichen in der Grammatik der Kunst lesbar.

Aus juristischer Perspektive wird Kunst durch das Urheberrecht und Persönlichkeitsrechte geregelt. Unter zahlreichen Regimen wird Kunst durch Zensur eingeschränkt. Wie an dem inzwischen zum internationalen Medienereignis avancierten Fall der russischen Gruppe Pussy Riot deutlich wird, können Kunstwerke als blasphemisch eingestuft und die Künstlerinnen vor Gericht gestellt werden. In diesem Fall treffen das Gesetz und die Kunst direkt aufeinander und es stellt sich die Frage, in welches Wechselverhältnis Recht, Religion, Politik und das Kunstwerk treten.

Kunst folgt Gesetzen. Ausgehend von dieser Überlegung steht im Mittelpunkt dieses Symposiums die Ergründung künstlerischer Strategien im Kampf um Meinungshoheit und Legitimierung. Folgende Fragen möchten wir zur analytischen Annäherung an die Gesetze der Kunst in einen interdisziplinären und historisch weitgefassten akademischen Raum werfen:

  • Welche Erkenntnisse lassen sich aus einer Disziplin- und Zeitenübergreifenden Betrachtung von
    Recht, Ideologien, Ritualen und Inszenierungsstrategien für die Gesetze der Kunst gewinnen?
  • Lassen sich juristische, politik-, religions- oder medienwissenschaftliche Ansätze für die Erforschung der Gesetze der Kunst nutzbar machen? In welchem Verhältnis stehen die Gesetze der Kunst mit Gesetzen anderer Systeme, insbesondere religiösen, politischen und vor allem juristischen Regelwerken?
  • Welche Verschiebungen lassen sich historisch in diesen Praktiken ausmachen?
  • Welche Rolle übernehmen Medien heute bei der Aushandlung von Kunst-Gesetzen und welcher Techniken bedienen sie sich?
  • Inwieweit können Rituale als ästhetische ‚Stilmittel‘ des künstlerischen Regelwerks betrachtet werden?
  • Lassen sich die Praktiken in verschiedenen Kulturen, Zeiten und Herrschaftssystemen unterscheiden?
  • Was passiert, wenn Kunst gegen geltendes Recht verstößt und vor Gericht gestellt wird? Welche Rolle nimmt der Gesetzgeber bei der Kunstproduktion und Rezeption ein? Welche Rolle spielen Verstöße gegen Gesetze in der Kunst? Muss Kunst (juristische) Grenzen überschreiten um Kunst zu sein und wahrgenommen zu werden?

Kontakt

kunstgesetze@lrz.uni-muenchen.de

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