Seminar 1: Die Dramaturgie des Pathetischen
Dr. Josef Fenninger (Musikpädagogik), Dr. Meike Wagner (Theaterwissenschaft)
Der Einbruch des Fatalen in die Familienidylle, die Verkehrung von Gut in Böse, plötzlicher Verlust und schicksalhafte Begegnungen sind die affizierenden Zutaten des klassischen Rührstücks. Im Melodrama des 19. Jahrhunderts werden diese Elemente vom gefühligen Einsatz von Musik begleitet und treffen den Geschmack der Zeit: Das Pathetische Jahrhundert hat sein Genre gefunden. Fortgesetzt hat sich diese Dramaturgie des Pathetischen in den Kunst- und Unterhaltungsformen von etwa Hollywood-Film, Oper und Musical. Dabei fordert die dramaturgische Verbindung von Bild und Musik zu analytischer Arbeit heraus und führt zu neuen, eindrucksvollen Entdeckungen. Musik wird dabei nicht reduziert zu bloßer Untermalung, sondern ist konstitutives Element. Das interdisziplinäre Seminar von Dr. Fenninger und Dr. Wagner wird den dramaturgischen Strukturen solcher affektbezogenen Formen nachspüren und in der Praxis erproben. Ziel des Seminars ist es durch konzeptionelle und praktische Arbeit einen Einblick in die dramaturgische Struktur von pathetischen, d.h. starke Gefühle auslösenden Kunstformen zu gewinnen.