Department Kunstwissenschaften
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BURCU DOGRAMACI: A House of One’s Own. Architektur und Emigration (1920-1950)

Architektenhäuser, also von Architekt*innen für sich entworfene Wohnbauten, sind eine besondere Bauaufgabe: das Arbeits- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen Auftraggebern und Ausführenden ist aufgehoben. Diese Bauten sind zu deuten als Ausdruck künstlerischer Haltungen und (kunst)politischer Positionierungen, von Vorlieben und Abneigungen; sie können programmatisch gelesen werden, artikulieren aber mitunter auch die kritische Auseinandersetzung mit Theorien, Debatten und architektonische Strömungen. Das Haus erscheint als „Manifest“, als „Selbstportrait“ seiner Erbauer*innen deutbar, aber auch als ein Instrument der Werbung, als Zeichen der Verbundenheit mit bestimmten Milieus oder Haltungen oder auch nur als die von einigen der sonst herrschenden Zwänge befreite Umsetzung persönlicher Vorstellungen.

Das Seminar widmet sich dem Architektenhaus in einer politisch und historisch besonderen Konstellation: es geht um Bauten, die zwischen 1920 und 1950 unter den Bedingungen einer – freiwilligen oder erzwungenen – Emigration von Architekt/innen entstanden sind. Zu den bekannten und prominenten Beispielen gehören die Wohnhäuser von Rudolph Schindler in West Hollywood (1922), Richard Neutra in Los Angeles (1932), Ernst May in der Nähe von Nairobi (1937), Walter Gropius in Lincoln/Massachusetts (1938), Bruno Taut in Istanbul (1938), Ernö Goldfinger in London (1939), Josep Lluís Sert in Locust Valley/New York (1949) und Max Cetto in Mexiko-Stadt (1949).

Das Seminar geht folgenden Fragen nach:

  • Welchen Ausdruck konnten Migration und erzwungene Ortswechsel im Bauen von Architekt/innen finden, wenn diese für sich selbst entwarfen?
  • Veranschaulicht sich in diesen Entwürfen auch ein Versuch, in Zeiten der Krise einen Ort „nur für sich“ zu schaffen, der eine Möglichkeit kreativer Entfaltung bot – ganz so wie es das von Virgina Woolf entliehene und abgewandelte Zitat eines „House of One’s Own“ unterstreichen soll?
  • Unterscheiden sich diese Architektenhäuser in der Emigration von Auftragsarbeiten?
  • Sollen sie besonders sichtbar sein, oder sind sie Ausdruck einer Assimilation an die Baukultur im Aufnahmeland?

Im Seminar erstellen die Teilnehmenden analytische und kritische Porträts einzelner Architektenhäuser im Exil gestalten. Die dabei entstehenden Plakate werden von den Teilnehmenden auf einer für den 5. und 6. Mai 2017 gemeinsam mit dem BDA (Bund Deutscher Architekten) organisierten Tagung zu Architektenhäusern, Architektur und Emigration öffentlich präsentiert werden.

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