Department Kunstwissenschaften
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ANJA MOHR: Mit Kunst Geschichte entdecken. Ein inklusives Raumerkundungsprojekt

Das inklusive Raumerkundungsprojekt "Mit Kunst Geschichte entdecken" richtet sich an hörende SchülerInnen der 9. Jahrgangsstufe einer staatlichen Realschule und an taube SchülerInnen der gleichen Jahrgangsstufe einer Sonderschule mit dem Förderschwerpunkt Hören. Gemeinsam mit Studierenden der Kunstpädagogik (Lehramt und BA) wird im Vorfeld ein didaktisches Konzept entwickelt, das später dann mit den SchülerInnen gemeinsam vor Ort durchgeführt wird. Die tauben SchülerInnen sehen sich als sprachliche Minderheit und weniger als Menschen mit Behinderung. Ihr kulturelles Selbstverständnis definiert sich primär durch ihre gemeinsame Gebärdensprache neben gemeinsamen Erfahrungen der Sprachbarrieren.

Ziel: Bei dem Projekt "Mit Kunst Geschichte entdecken" geht es um die gemeinsame ästhetisch-künstlerische Erkundung und Erforschung von im näheren Umkreis einer Schule gelegenen kulturellen Orte und Räume durch SchülerInnen. Der zu erkundende Raum ist das Atelierhaus Dachauerstraße, ein ehemaliges Industrie- und Kasernengebäude, in dem nun Künstlerinnen und Künstler in Ateliers wirken.
Im forschenden, erkundenden Prozess können taube SchülerInnen ihre visuelle Kompetenz zeigen. In gemeinsamen künstlerisch forschenden Aktivitäten wird dabei die visuelle Kommunikation zum Medium der barrierefreien Kommunikation mit den hörenden SchülerInnen. Die hörenden Projektteilnehmer tauchen dabei in die Welt der Gebärdensprache ein und werden für die Belange tauber Menschen sensibilisiert. Taube nehmen im Gegenzug die Perspektive Hörender ein und erfahren gelungene Kooperation statt Ausgrenzung durch Sprachbarrieren, die sonst die Lebenswelt tauber Menschen prägen.
Das Projekt zielt neben der räumlich-ästhetischen Auseinandersetzung mit dem Raum auch auf Einblicke in Lebensentwürfe tauber bzw. hörender KünstlerInnen. Dies schafft ein Bewusstsein für die Lebenssituation tauber Menschen auf Seiten der Hörenden und bietet Identifikationsfiguren für taube SchülerInnen.

Abschlussausstellung: Die Projektergebnisse der tauben und hörenden Teilnehmer werden in einer Ausstellung im Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg präsentiert. Außerdem ist eine Präsentation der Ergebnisse beim Kongress B!S (Begleitforschungsprojekt Inklusive Schulentwicklung) geplant. Die SchülerInnen nehmen bei der Vernissage teil und präsentieren ihre Arbeiten in Sprachtandems. Dabei wird den Ausstellungsbesuchern Vielfalt als Chance der Bereicherung vermittelt.

Nachhaltigkeit: Durch das Aufbereiten und Bereitstellen des Materials für Unterrichtseinheiten kann das Projekt einerseits selbstständig von den beteiligten Schulen weitergeführt werden und andererseits auf weitere Schularten transferiert werden. Den Kunstpädagogen der beteiligten Schulen werden Unterrichtskonzepte zur Ästhetischen Forschung übermittelt. Perspektivisch zielt das Lehrangebot auf eine überregionale Forschungskarte Schullandschaft, bei der die im näheren Umkreis einer Schule gelegenen wichtigen kulturellen Orte und Räume ästhetisch-künstlerisch erkundet und dokumentiert werden. Gemeinsam mit Studierenden und unterschiedlichen Inklusionsklassen
und -schwerpunkten sollen so über die nächsten Jahre hinweg verschiedene Münchner Stadtteile bespielt werden.

Der Kontakt der Kunstpädagogikstudierenden zu tauben Schülerinnen und Schülern stellt einen wichtigen Schritt in ihrer beruflichen Ausbildung dar und ist eine wichtige Qualifikation angesichts aktueller Inklusionsgesetze.

Kooperationspartner:
1. Samuel Heinicke Realschule, Förderschwerpunkt Hören (Julia Schülner)
2. Staatliche Realschule an der Blutenburg (Daniel Erbelding)
3. Lehrstuhl für Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik: Studierende des Bachelor/Masterstudiengangs: „Prävention , Inklusion, Rehabilitation“
4. Atelierhaus Dachauerstraße (Uli Zwerenz u.a.)
5.Gehörlosenverband München und Umland e.V.

Gefördert wird das Projekt von der „Robert Bosch Stiftung“ in Kooperation mit der „Stiftung Mitarbeit“