Department Kunstwissenschaften
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ULF OTTO: Regiearbeit: Von Proben, Prozessen und Produktionen

Während sich lange Zeit die Diskussionen innerhalb und ausserhalb des Theaters um radikale Zugriffe, innovative Handschriften und charismatische Persönlichkeiten von Regisseuren (seltener auch Regisseurinnen) gedreht haben, scheinen derzeit im Theater ganz andere Themen zur Debatte zu stehen. Das Interesse an der Ästhetik der Inszenierung scheint gegenüber Fragen nach der Repräsentation und der Institution in den Hintergrund gerückt zu sein: es wird derzeit weniger darüber gesprochen wie etwas erzählt wird, als was da und vor allen Dingen wer überhaupt über wen und wem etwas erzählt.

Dennoch bleibt die Regie, trotzt oder gerade wegen des Trends zur Arbeit mit Laien, Dokumenten und Performativem letztlich Zentrum des zeitgenössischen Theaters – nur scheint diese Regiearbeit inzwischen etwas anderes zu sein, als was sie in Zeiten der großen Regiegötter einst gewesen ist: das autokratische Diktat eines ästhetischen Gesamtzusammenhangs. Stattdessen tritt Regiearbeit heutzutage immer häufiger als ein kollektives Unternehmen auf, in dessen Mittelpunkt weniger das szenische Arrangement als vielmehr die Initiierung von explorativen und ergebnisoffenen Prozessen steht. Wie gearbeitet, wie geprobt und nicht geprobt wird, wie organisiert und kommuniziert wird ist nicht selten von größerer Bedeutung als die Frage, wie das, was am Ende dabei herauskommt, schließlich aussehen solle.

Das Forschungsseminar stellt daher die Frage nach der Regiearbeit, d.h. dem praktisch-pragmatischen und häufig auch profanen Tun eines doing directing, an dem meist mehr als nur ein/e Regisseur/in beteiligt sind, in den Vordergrund und fragt nach den Wechselwirkungen zwischen Prozess und Produkt: wie beeinflussen sich Arbeitsweisen und Ästhetiken der Regie gegenseitig? – In drei gleich gewichteten Teilen wird dieser Frage nachgegangen: anhand der Lektüre historischer und theoretischer Positionen zum Thema, anhand von Aufführungsbesuchen und Künstlergesprächen und schließlich anhand des szenisch-praktischen Versuchs. Das Seminar findet in Kooperation mit Studierenden und Lehrenden des Regiestudiengangs der Otto-Falckenberg-Schule statt.