Department Kunstwissenschaften
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DAVID ROESNER-LAGAO: Musiktheatermanifeste

In einem berühmten Essay anlässlich seiner Inszenierung von Tristan und Isolde von 1909 schreibt Wsewolod Meyerhold: "Music drama must be performed in such a way that the spectator never thinks to question why the actors are singing and not speaking”. Zehn Jahre später postuliert Kurt Schwitters: ”Ich fordere die restlose Zusammenfassung aller künstlerischen Kräfte zur Erlangung des Gesamtkunstwerkes. Ich fordere die prinzipielle Gleichberechtigung aller Materialien, Gleichberechtigung zwischen Vollmenschen, Idiot, pfeifendem Drahtnetz und Gedankenpumpe”. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit Manifesten zum Musiktheater, die mal poetisch mal polemisch, mal praktisch und konkret, mal abgehoben und hypertroph daherkommen. Als Textgattung sind die Manifeste häufig von suggestiver sprachlicher Dichte und emotional-appellativem Gestus gekennzeichnet – wir werden uns diesen Texten daher im Seminar auf zweierlei Art und Weise nähern: durch genau analysierende Lektüre, als auch durch szenisch-musikalische Erprobung. Die Manifeste, darunter voraussichtlich Texte von Nietzsche, Wagner, Appia, Felsenstein, Russolo, Schwitters bis hin zu John Cage – werden uns dabei nicht nur zu Spiegeln bzw. Prismen bestimmter historischer Kontexte und Ästhetiken, sondern auch zum Spielmaterial musiktheaterpraktischer Versuche auf der Studiobühne, die am Ende in einer kurzen Werkschau münden können.