DAVID ROESNER-LAGAO: Theater und Chor

In diesem Proseminar werden die Teilnehmer/innen mit den einschlägigen Verfahren der Inszenierungs- bzw. Aufführungsanalyse vertraut gemacht. Die methodischen und terminologischen Grundlagen der Analyse von Text- und Musiktheater, Tanz, Performance sowie Film werden anhand von exemplarischen Aufführungen bzw. theatralen Ereignissen vermittelt und erörtert. In der ersten Hälfte des Seminars liegt das Schwergewicht auf der Schulung von Wahrnehmung komplexer theatraler Codes, die erkannt, zueinander in Beziehung gesetzt und dann erst in ihrer Sinnstiftung erfasst werden müssen.

Da die Analyse von Aufführungen zu den komplexesten Aufgabenstellungen der Theaterwissenschaft gehören und somit intensive Auseinandersetzung mit nur wenigen Beispielen geraten ist, werden in den einzelnen Seminaren nicht alle Theaterformen behandelt. Die Auswahl der Inszenierungen, die in den einzelnen Proseminaren besprochen werden, gibt den Studierenden Gelegenheit, nach Interessenlage ihre Schwerpunkte zu wählen.

Unser Theaterverständnis ist trotz aller Entwicklungen der vergangenen Jahre immer noch stark von der Präsenz einzelner SchauspielerInnen und der Idee handelnder ProtagonistInnen geprägt. In diesem Seminar jedoch legen wir das Augenmerk auf Gruppen, Ensembles, Masse: den Chor. Von der Antike bis heute ist der Chor auf dem Theater ein stetig wiederkehrendes, immer wieder neu zu bestimmendes Element, das analytisch schwer in den Griff zu bekommen ist. An Funktion, Ästhetik und szenischer Präsenz unterschiedlicher Chorformationen auf der Bühne lassen sich die inszenierungsanalytischen Methoden bestens schulen und auf den Prüfstand stellen und genau das werden wir anhand von Inszenierungen u.a. von Christoph Marthaler, Peter Stein, Einar Schleef, Nikolas Stemann und Karin Beier auch tun.