Department Kunstwissenschaften
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RASMUS CROMME: Rückzug ins Private, bis zum bitteren Ende? Boulevardtheater zwischen Kunst und Kommerz

 Titelseite Handbuch 1.12.15Die lektürefreudige Projektübung zu Studien von Ästhetiken und Strukturen des Gegenwartstheaters untersuchte Hackpaare und sogenannte Zimmerschlachten, die von kleineren und / oder großen Schauspielhäusern auf den Spielplan gesetzt werden, um die Sehnsucht des Zuschauers nach "privaten", zwischenmenschlichen Stoffen einerseits und anderseits nach brillanter Darstellerkunst in herausfordernden Rollen und Dialogszenen zu befriedigen und – nicht zuletzt – auch sicher ausverkaufte Häuser zu bescheren. Struktur, Dynamik, scheußlich menschliche Abgründe, nuancierte Psychospiele, klischeehafte Allgemeinplätze versus tiefgründige Bonmots, pointierter Schlagabtausch, bitterböse Wahrheiten und nur selten noch die Hoffnung auf einen fairen Ausweg aus der gemeinsamen Pattsituation, auf "Rest-Liebe" oder humane Kompromisse sind nur einzelne Zutaten dieser überraschend unterhaltsamen wie schonungslosen Dramatik, die auf ihren zeitnahen / zeitlosen stofflichen / anthroposophischen Gesellschafts- und Gegenwartstheaterbezug hin untersucht werden sollten. Die Projektübung näherte sich dabei zwangsläufig auch dem Phänomen des berühmtberüchtigten Lachens, das einem im Halse stecken bleibt, und untersuchte die zuschauerfreundliche Dramaturgie eines „netten Abends“ / grausigen Vexierspiels, die Strategien seriösen oder aber kassemachenden Boulevardtheaters und die deutschlandweite Spielplandichte dieses oft verkannten und belächelten Genres in Reichweite von Konversationsstück, (Tragi)Komödie und existenzialistischem Höllenritt, das dennoch allgegenwärtig ist und als Wunsch des Publikums nach gehobener, zwischen Banalität und Ernst changierender Unterhaltung bedient wird. Tendenzen, Ausprägungen, Abweichungen, Perspektiven insbesondere der vergangenen 20 Jahre wurden ausgelotet, indem die Teilnehmer des Kurses die Stücke auf ihre Eigenarten und wesentlichen Qualitätsmerkmale hin analysierten, einschätzten und deren Bühnenwirksamkeit anhand aktueller / vergangener Beispiele nachvollziehbar medial präsentierten, daraufhin überarbeiteten und abschließend für dieses kursinterne Handbuch kompilierten – gedacht als eine mögliche Handreichung für Theaterbetriebe verschiedenster Couleur.