Department Kunstwissenschaften
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Corpus fictum: Soziale Imaginationen des Körpers in der Bildfigur der Frühen Neuzeit

Konferenz des Instituts für Kunstgeschichte mit der Carl-Friedrich-von Siemens-Stiftung, Ltg. Dr. des. Christiane Hille

07.07.2011 – 08.07.2011

  • Zeit: Do 7. und Fr 8. Juli 2011

  • Ort: Carl Friedrich von Siemens Stiftung, Südliches Schlossrondell 23, München

Im bildtheoretischen Verhältnis von Körper und Figur erweist sich die Figur als das gestaltete Bild des Körpers, als Erfahrungsgestalt zweiter Ordnung.
Die Figur - lat. figura, verwandt mit fingere, bilden, formen, gestalten, aber auch mit statua, imago, und schema, sowie mit fictor und effigies - tritt dort in Erscheinung, wo der Künstler dem Abbild des menschlichen Körpers eine geformte Gestalt verleiht.
Dabei ruft der figura-Begriff gemäß der christlichen Hermeneutik die Bedeutungsebene nicht nur der Vorausdeutung (figuram implere), sondern des Vor-Bildens von etwas (ad aliquid significandum) auf. Die Konferenz verschränkt diesen dynamischen Begriff der Figur mit der prozessualen Qualität des Körpers, der nicht als abgeschlossene Entität sondern als Verlauf von Materialisierungsprozessen seiner verschiedenen Möglichkeiten (Butler), als unstetiger Prozess der Verkörperung verstanden wird. Im Blick steht die bildliche Vorausdeutung des Körpers in der künstlerischen Gestaltung der Figur, wie sie über den Weg der ästhetischen Akzeptanz eine kollektive Beschreibung des Individuums vergegenwärtigt.
Im Fingieren ihrer Gestalt erfährt die Figur die Tragfähigkeit ihrer Evidenz. In diesem Zusammenhang avanciert auch die Rede von der Performativität zu einem Arbeitsbegriff der Kunst- und Bildgeschichte, welcher den transformatorischen Verlauf im Verhältnis von Körper und Figur betont. Seiner Erörterung hat sich das Fach bislang erst vereinzelt, und in jüngster Zeit zunehmend schlagwortartig gewidmet.
Übertragen auf das bildtheoretische Erkenntnisinteresse der Tagung konfrontiert die Performanz der Figur den mit ihr scheinbar unvereinbaren Begriff bildlicher Repräsentation und seine binäre Auffassung des Verhältnisses von ‚Präsenz’ versus ‚Absenz’, ‚Sein’ versus ‚Nicht-Sein’.
Die Figur steht damit im Zentrum der Produktion dessen, was bislang als höhere Wirklichkeit (Burckhardt) des Bildes und seiner Legitimation realweltlicher Machtverhältnisse adressiert wurde, hier aber spezifischer, in Bezug auf die in ihr vorgenommene performative Überhöhung des dargestellten Körpers gedacht werden soll.
Besondere Aufmerksamkeit erfahren Körperdarstellungen, die das Prinzip der mimetischen Ähnlichkeit überdehnen, den phänomenalen Leib einer visuellen Verhandlung und semiotischen Antizipation zuführen, und das Verhältnis von Körper und Bildfigur als einen projektiven, die figurierte Sozialität erst konstituierenden Akt sichtbar werden lassen.

Programm

Für die Teilnahme ist eine Anmeldung bis zum 3. Juli 2011 erforderlich:
kresnik@carl-friedrich-von-siemens-stiftung.de

Kontakt

In Kooperation mit der Carl Friedrich von Siemens Stiftung und mit freundlicher Unterstürzung der Fritz Thyssen Stiftung