Tschaikowsky und Frankreich - Bikulturalität auf dem Prüfstand
Institut für Musikwissenschaft
PUBLIKATION: Braun, Lucinde: "La terre promise" - Frankreich im Leben und Schaffen Čajkovskijs, Mainz etc. 2014 (520 S.) ED 21881, ISBN 978-3-7957-0859-7
Das Projekt knüpft an Quellenforschungen an, die in den letzten zwei Jahrzehnten neues Licht in Tschaikowskys Leben und Schaffen gebracht haben. Das vielschichtige Verhältnis zu Frankreich wurde bislang kaum beachtet, so dass zahlreiche Fragen noch klärungsbedürftig sind. Zu dokumentieren sind:
- Tschaikowskys über 20 Frankreichaufenthalte
- die Chronologie der Aufführungen seiner Werke in Frankreich
- die Mechanismen der Ausbreitung (Kontakte zu französischen Interpreten und russischen Salons in Paris, spezielle Kompositionen)
- die französischen Editionen von Originalwerken und Transkriptionen in den Verlagen Brandus, Hamelle, Mackar
- die Tschaikowsky-Mode in den 1880er Jahren, die in den Auftritten als Dirigent in den Jahren 1888 und 1889 kulminierte
- einzelne Vorgänge (z.B. die Wahl zum korres¬pondierenden Mitglied des Institut de France, 1892)
Das Erkenntnis leitende Ziel hinter dieser Materialerkundung betrifft die Frage nach der kulturellen Prägung des Musikers. Tschaikowskys mit außergewöhnlichem Aufwand betriebenen Versuche, als Komponist in Frankreich wahrgenommen zu werden, lassen sich nur mit einer über den sonst in Russland üblichen Rahmen hinausgehenden Identifikation mit der fremden Kultur begründen. In Tschaikowskys Schaffen hat insbesondere die französische Operntradition deutliche Spuren hinterlassen. Genauer zu erforschen sein werden das unvollendet gebliebene Projekt einer eigenen Oper für Paris sowie die auf einen französischen Text komponierte Schauspielmusik zu Hamlet, Auftragswerk für eine kulturelle Exklave, das Théâtre Michel in Sankt Petersburg. Als Objekt einer Analyse bieten sich schließlich die Désirée Artôt gewidmeten Six Mélodies op. 65 (1888) auf Texte von É. Turquety, P. Collin und A. M. Blanchecotte an.
Förderungszeitraum | 3/2010 - 3/2012 |
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Projektleitung | Dr. Lucinde Braun |
Betreuung | Prof. Dr. Hartmut Schick |
Förderung | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) |