Department Kunstwissenschaften
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Der Raum der Kunst. Raum und ästhetische Erfahrung in den plastischen Künsten der Moderne.

Institut für Kunstgeschichte

Sich mit dem Raum abzugeben, scheint auf den ersten Blick kaum der Mühe wert: geht es doch bei einer solchen Beschäftigung ganz offenbar um – nichts. Die Welt, so vermutet man, sei aufgebaut aus den Gegenständen, die man sehen, die man anfassen, an denen man sich den Kopf stoßen kann. Und es klingt, als reise mit allzu leichtem Gepäck, wer nach dem immateriellen Dazwischen frägt, nach den Relationen des Neben-, Über- und Unter-, Vor- und Hintereinanders, die sich zwischen die Dinge schieben.

In Philosophie und Soziologie freilich ist seit einiger Zeit ein erwachendes Interesse an raumbezogenen Fragestellungen zu beobachten. Dagegen sind die Reaktionen der Kunstgeschichte auf den ‚spatial turn‘ ihrer Nachbardisziplinen vergleichsweise verhalten – sei es, weil man noch mit der Verarbeitung des letzten, des ‚iconic turns‘ beschäftigt ist, sei es, weil es das Verhältnis zwischen den oft nur metaphorischen (sozialen, politischen, virtuellen) Räumen der Gesellschaftswissenschaften und den konkreten Räumen der Kunst erst zu klären gilt. Selbst dort, wo eigentlich die lebhafteste Auseinandersetzung mit Raumproblemen zu erwarten wäre, in der Geschichte der Bildhauerei nämlich, die seit Lessings Laokoon ja (gemeinsam mit der Malerei) explizit als Raumkunst in die Wissenschaft eingeführt ist, stößt man auf einen höchst unbefriedigenden Forschungsstand, der sich in einigen wenigen Probebohrungen ins kunstgeschichtliche Material erschöpft.

Gerade für die plastischen Künste aber, die in der Zweiten Moderne mit Environments, Installationen, Land Art oder Kunst im urbanen Kontext eine beispiellose räumliche Expansion erlebten, bietet es sich an, die Produktion von Raum als eine besondere Art der ästhetischen Sinnstiftung zu begreifen; die Betrachtung räumlicher Arrangements könnte hier den Zugang zu Bedeutungsebenen öffnen, die einer traditionellen Hermeneutik seit dem Zurücktreten verbindlicher ikonographischer Programme zunehmend verschlossen bleiben.

Forschungszeitraum 2010 - 2012
Leitung Prof. Dr. Hubertus Kohle
Mitarbeiter Dr. Christian Hartard
Förderung Fritz-Thyssen-Stiftung