Department Kunstwissenschaften
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METROMOD: "Relocating Modernism. Global Metropolises, Modern Art and Exile“

Prof. Dr. Burcu Dogramaci untersucht in ihrem ERC-Projekt „METROMOD: Relocating Modernism. Global Metropolises, Modern Art and Exile“ Kunstgeschichte aus einer neuen Perspektive als globale Verflechtungsgeschichte, die von künstlerischer Migration und weltpolitischen Krisen geprägt ist. Dabei konzentriert sie sich auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und perspektiviert sechs Metropolen: Buenos Aires, New York, London, Istanbul, Mumbai (ehemals Bombay) und Shanghai waren Ankunfts- und Produktionsorte für europäische Künstlerinnen und Künstler auf der Flucht. Diese Städte stehen als Knotenpunkte einer sich globalisierenden Moderne im Blickpunkt. Zahlreiche Kunstschaffende verließen ihre Herkunftsländer in Reaktion auf Systemwechsel, auf der Flucht vor Diktaturen und Kriegen, aufgrund von Repressionen, Verfolgung und Gewalt. In ihren Zwischenexilen und Zielländern versuchten sie, ihr Schaffen fortzuführen und neue Netzwerke für ihre Kunst zu erschließen. Dabei kam es gleichermaßen zu inspirierenden wie auch konfliktreichen Begegnungen, zu Kollaborationen und Ausstellungen zwischen zugereisten und einheimischen Künstler/innen und Künstlergemeinschaften. Auf den Wegen dieser künstlerischen Migration entstanden Werke und Kooperationen, wurden neue theoretische Konzepte entwickelt. Die Beziehungen, Netzwerke und die auf den (Flucht-)Wegen der Moderne entstandenen Arbeiten und Theorien prägten die Kunstgeschichte des 20. Jahrhundert maßgeblich und weitaus intensiver als bislang in der Forschung angenommen. Die Interdependenzen zwischen lokaler Kunstszene und der sie durchkreuzenden internationalen Bewegungen sind bislang kaum erschlossen worden. Das Projekt wird eine neue Perspektive auf die Kunstgeschichte der Moderne eröffnen, für die Multilokalität und Pluralisierung, Transfers und Prozesse bestimmend ist. Das Vorhaben vermeidet dabei nationale Perspektiven und konzentriert sich auf urbane Räume, denn Großstädte konstituieren sich seit jeher durch Einwanderung. In ihren Topografien lassen sich Segregation der Communities, künstlerische und migrantische Infrastrukturen, Netzwerkbildungen und Aktivitäten in der Emigration abbilden. Die (westlichen) Künstleremigranten sind dabei weniger Botschafter oder Missionare künstlerischer Überzeugungen, keine Träger eines Imports, sondern werden zu Akteuren oder Agenten im Vielklang der künstlerischen Sprachen an einem urbanen Zentrum. Durch sie und ihre lokalen Partner werden lokale Kunstszenen erfahrbar, und sie veranschaulichen in ihren globalen Bewegungen die Kontakte, durch die sich eine eben nicht als geschlossenes System denkbare moderne Kunst erst formierte. Das ERC-Projekt METROMOD wird das noch immer festgeschriebene Narrativ einer westlichen Moderne revidieren und damit die Grundbedingungen für eine neue transnationale Historiografie entwickeln, die auf der Verschränkung von Moderne, Migration und Metropolen aufbaut. Nicht zuletzt wird das Forschungsprojekt auch auf die Historizität aktueller Fluchtphänomene verweisen, die eben nicht singulär sind. Der gegenwärtigen Fluchtbewegung nach Europa ging im 20. Jahrhundert ein brain drain aus Europa voraus.

An dem fünfjährigen Forschungsprojekt werden zwei Postdocs und zwei Doktorand/innen beteiligt sein. Neben Konferenzen und Publikationen ist auch ein digitales Mapping geplant, das die sechs Metropolen als zentrale Orte künstlerischer Produktion der Moderne im Zeichen von Flucht und Exil visualisieren wird.

Projektleitung

Prof. Dr. Burcu Dogramaci

Förderung

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Weiterführende Links

http://www.kunstgeschichte.uni-muenchen.de/aktuelles/erc/index.html 
https://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2016/erc_consolidator_grants.html 
https://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/auszeichnungen/erc-1/index.html