Workshop: Dinge – Tiere – Menschen. Anthropozentrismus und Anthropomorphisierung
Veranstaltung des Arbeitskreis zu magischen Naturtheorien in der Frühen Neuzeit des Instituts für Kunstgeschichte
23.07.2011
Termin: Samstag 23. Juli
Ort: Institut für Kunstgeschichte,
Zentnerstraße 31, Raum 007
Ob Agency (Gell, Latour), Presence (Gumbrecht, Belting) oder Thing (Brown, Daston): Theorien, welche die Macht der Dinge betonen, haben Konjunktur. Gegen die cartesianische Vorstellung der Objektivierung der Dinge durch das anthropozentrische Subjekt wird die Anthropomorphisierung der Dinge in Netzwerken und Interaktionsfeldern stark gemacht. Dieselbe Offenheit in der Traktierung (als Sub- oder Objekt) gilt nicht minder für Tiere, wobei hier die ethischen Implikationen noch viel dringender auf der Hand zu liegen scheinen (Agamben, Derrida).
Ziel des Workshops ist ein doppeltes: zum einen soll nach der Substituierbarkeit, Komplementarität oder Exklusivität zentraler Theorien, welche die Eigenwirksamkeit von Dingen und Tieren fokussieren, gefragt werden; zum anderen sollen die Möglichkeiten der Nutzbarmachung dieser Ding- und Tierkonzeptualisierungen für die historiographische Einzelfalluntersuchung diskutiert werden.
In den 4 Sektionen „Hybride“, „Mensch | Ding“, „Mensch | Tier“ und „Gewalt“ sollen so vor allem folgende Fragestellungen diskutiert werden:
- Warum verhalten sich Menschen so, als ob Tiere und Dinge Agency besäßen, und urteilen gleichzeitig, dass sie keine besitzen?
- Wann ist Agency? Was sind die spezifischen Konstellationen, die dieses Paradoxe Verhalten und Urteilen generieren?
- An welche kulturellen oder wissenschaftlichen Konzeptualisierungen knüpfen gegenwärtige Agency-/Bildakt-/Thing/etc.-Theorien an? Welche Akzentverschiebung produzieren die gegenwärtigen Diskussionen im Vergleich zu früheren?
PROGRAMM
9.00-9.15
Maurice Saß: Begrüßung
Sektion 1: Hybriden
Moderation: Julia Stenzel (LMU München)
9.15-10.00
Ilka Becker (Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig):
Travestie der Dinge. J.J. Grandvilles Un autre monde zwischen Warenkritik und nicht-menschlicher Agency
10.00-10.45
Jakob Kibala (Johannes Gutenberg-Universität Mainz):
Die Aufhebung von Mensch-Tier-Differenzen in bio-technischen Netzwerken: J. M. Straczynskis Amazing Spider-Man und Tim Burtons Batman Returns
10.45-11.00
KAFFEEPAUSE
Sektion 2: MENSCH | TIER
Moderation: Christiane Hille (LMU München)
11.00-11.45
Susanne Deicher (Hochschule Wismar):
Bukolische Interaktionen auf der Fläche des großen Palastmosaiks von Konstantinopel
11.45-12.30
Maximilian Haas (Kunsthochschule für Medien Köln):
Report über ein Tier auf der Bühne: Der Esel Balthazar
12.30-13.15
Anna Barcz (Warsaw University, Poland):
The Holocaust Metaphor in Human and Non-Humans Relations: the Question of Its Limitations, Applications and Meaning
13.15-14.30
MITTAGSPAUSE
Sektion 3: Mensch | Ding
Moderation: Matteo Burioni (LMU München)
14.30-15.15
Joris van Gastel (Fondazione Ermitage Italia, Ferrara):
„Parla, trofeo miserabile del Tempo!“ The Agency of the Skull in Seventeenth-Century Rome and Naples
15.15-16.00 Maurice Saß (LMU München):
Heilende Macht von himmlischen Tieren und irdischen Dingen. Zu magischen Rezeptionsvorstellungen im sympathetischen Cinquecento
16.00-16.15
KAFFEEPAUSE
Sektion 4: Gewalt
Moderartion: Isabel Karremann (LMU München)
16.15-17.15
Alexander Kling, Esther Köhring und Jens Essmann (Universität Würzburg):
Kontaktzonen zwischen Mensch und Tier als Gewaltzonen: Literatur, Schlachthaus und andere kulturelle Praktiken
17.15-18.00
Andreas Plackinger (LMU Münche):
Violentia. Zur Instrumentalisierung der Gewalt des Bildes in der frühen Neuzeit
Abschlussdiskussion
ORGANISATION UNF PLANUNG:
Maurice Saß
Kontakt: Sass@philosophie-kunst.de