Department Kunstwissenschaften
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Vorträge im Rahmen der Mitgliedsversammlung der Deutschen Sullivan-Gesellschaft

Institut für Musikwissenschaft

28.05.2011

Termine: Samstag, 28. Mai 2011, 15 Uhr, s.t.

Ort: HGB LMU, A 214

VORTRÄGE

  • Meinhard Saremba, Vorsitzernder der Deutschen Sullivan-Gesellschaft:
    „…unconnected with the schools´ “ – Arthur Sullivan and Edward Elgar

ÜBER DEN VORTRAG

In Deutschland gilt Edward Elgar(1857-1934) als der bekannteste Vertreter der englischen Musik an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Doch nicht mit ihm beginnt das englische Musikleben der Neuzeit, sondern mit Arthur Sullivan (1842-1900), mit dem die britische Musikkultur – gut 150 Jahre nach Purcell – ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen ungeahnten Aufschwung nahm. Die beiden Komponisten kannten sich und fühlten sich sowohl durch ihre Herkunft als auch ihre Einstellungen einander verbunden. Nicht zuletzt standen beide abseits der gängigen „Schulmeinungen“, die vom Establishment des Royal College of Music vorgegeben wurden. Der Vortrag befasst sich auch anhand von Musikbeispielen mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden dieser beiden bedeutenden britischen Musiker.

Meinhard Saremba, musikwissenschaftlicher Publizist und Übersetzer, ist geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Sullivan-Gesellschaft. Er verfasste unter anderem die Bücher Arthur Sullivan – Ein Komponistenleben im viktorianischen England (Wilhelmshaven 1993), Elgar, Britten & Co. – Eine Geschichte der britischen Musik in zwölf Potraits (St.Gallen-Zürich 1994), Leoš Janáček – Zeit, Leben, Werk, Wirkung (Kassel 2001) und Oper – Eine Einführung (Essen 2011). Er publizierte auch in Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Metzlers Komponistenlexikon und Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG). Zudem ist er Mit-Herausgeber des Cambridge Companion to Gilbert and Sullivan (Cambridge University Press 2009) und Herausgeber des Sullivan-Journal.

  • Dr. Benedict Taylor, Humboldt Universität, Berlin:
    "Sullivan as instrumental composer – The Symphony in E Minor"

ÜBER DEN VORTRAG

Die Mehrzahl der Werke Sullivans besteht aus Musik für die Oper, Dramen oder Textvorlagen. Jedoch wurde er in Leipzig größtenteils in den klassischen Formen der Instrumentalmusik ausgebildet und dementsprechend konzentrieren sich die früheren Werke seiner Reifezeit auf diesen eher abstrakten Bereich der Orchester- und Instrumentalmusik. Die Sinfonie in e-Moll, die 1866 uraufgeführt wurde und inoffiziell als „Die Irische“ bezeichnet wird, stellt Sullivans gehaltvollsten Beitrag zur Instrumentalmusik und sein ambitioniertestes Werk vor The Golden Legend (1886) und Ivanhoe (1891) dar. Die beiden Ecksätze sind besonders aufschlussreich hinsichtlich der Beziehung Sullivans zu den sinfonischen Vorbildern und dienen als Beispiel für seine Behandlung der gattungsmäßigen Anforderungen der Sonatenform.

Dieser Vortrag konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Sullivans Sinfonie und seinen Vorbildern in der deutschen Sinfonik, insbesondere Schubert, Mendelssohn und Schumann. Auf einer weiter reichenden Ebene wird die Sinfonie vor dem Hintergrund der Kompositionen aus den 1860er Jahren betrachtet, einer Epoche, die mitunter als Übergangszeit gesehen wird zwischen der Generation von Mendelssohn und Schumann sowie der „zweiten Ära der Sinfonie“. Sullivans Stellung innerhalb der sinfonischen Tradition des 19. Jahrhunderts wirft ein wichtiges Licht auf die Einflüsse auf seinen Stil und wie diese unsere Einordnung beeinflussen, insbesondere in Hinblick auf den späteren Aufstieg von Stanford und Parry als Sinfoniker in den 1880er Jahren. Die Gründe für Sullivans Abkehr von der Orchestermusik gegen Ende des Jahrzehnts sind, wie bereits dargelegt wurde, größtenteils kultureller und sozio-ökonomischer Natur. Nichtsdestotrotz wird abschließend ein kurzer Ausblick darauf gewährt, welche Aussichten Sullivan als sinfonischer Komponist gehabt hätte.

Benedict Taylor, 1981 in Oxford geboren, studierte Musikwissenschaft an den Universitäten Cambridge und King’s College London (M.A. 2002, M.Mus. 2003). Promoviert wurde er 2006 in Cambridge mit einer Arbeit über zyklische Formen in der Instrumentalmusik Felix Mendelssohn Bartholdys (Veröffentlichung im Herbst 2011 als Mendelssohn, Time and Memory: The Romantic Conception of Cyclic Form, Cambridge University Press). Während dieser Zeit war er Austauschstudent an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (2005–6), anschließend Inhaber des Proctor Fellowship an der Princeton University. Seit 2009 ist Benedict Taylor Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Humboldt Universität zu Berlin. Seine Schwerpunkte liegen in der Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie der musikalischen Analyse und ästhetik. Seine Artikel wurden in verschiedenen Zeitschriften publiziert, u.a. 19th-Century Music, Journal of Musicology, Music Theory Spectrum, Musical Quarterly, International Review of the Aesthetics and Sociology of Music und Studia Musicologica. Ab Oktober 2011 wird er die Stelle Mellon Fellow in Musik-Theorie an der Universität Oxford innehaben.