Department Kunstwissenschaften
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Netzwerke des Exils. Künstlerische Verflechtungen, interdisziplinärer Austausch und Patronage nach 1933

Internationale Tagung des Instituts für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München

12.11.2010 – 14.11.2010

Organisation: Prof. Dr. Burcu Dogramaci, Karin Wimmer, M.A.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten führte zur Vertreibung vieler Künstler, die im Exil mit mehr oder minder großem Erfolg versuchten, ihre Profession weiter zu führen. Bei Beschäftigung mit Exilgeschichte fällt auf, dass Emigranten aus unterschiedlichen Berufsfeldern ähnliche Erfahrungen in ihrer Exilheimat machten: Grundlegende Parallelen finden sich in Sprachschwierigkeiten, mangelnden Kontakten zur nationalen Kulturszene (also Vernetzungsproblemen), Probleme der Anpassung an den nationalen Kunstmarkt, die Theater- und Filmlandschaft, die auf andere Ausstellungs- und Aufführungspraktiken und ästhetische Divergenzen zurückzuführen waren.
Auffällig ist länder- und gattungsübergreifend, dass die Netzwerkbildung elementar für den beruflichen Erfolg war. Verbindungen unter den Emigranten, Kontakte zu einheimischen Künstlern und Auftraggebern sowie das Engagement in Organisationen und Verbänden konnten den beruflichen Einstieg erleichtern. Emigranten vergaben Bauaufträge an ebenfalls emigrierte Architekten. Als Gründer von Zeitschriften und Bildagenturen konnten sie exilierten Fotografen zu Erfolgen in ihrer Exilheimat führen.

Galeristen, Kunsthändler und Sammler setzten sich ebenso wie Kunsthistoriker oder Kritiker für emigrierte Künstler ein und konnten ihnen Ausstellungen, Käufer und positive Kritiken vermitteln.

An der amerikanischen Ostküste existierte eine virile Emigrantenszene; Los Angeles war in den 1930er und 1940er Jahren eine Enklave deutschsprachiger Intellektueller aus Literatur, Film und Musik. Exilierte Architekten fanden in diesem Milieu ihre Auftraggeber, die ihnen Bauaufträge für ihre Privathäuser gaben. Vor allem in der Türkei hatten die Netzwerke eine Schlüsselfunktion. Die Einreise konnte nur auf Einladung der Regierung erfolgen. Viele der emigrierten Architekten und Bildhauer kamen auf Empfehlung von Kollegen. Auch in der Fotografie waren Berufskontakte zwischen Emigranten äußerst wertvoll: Kurt Szafranskis Bildagentur "Black Star" verpflichtete zahlreiche emigrierte Fotografen, die die Entwicklung des amerikanischen Bildjournalismus entscheidend prägten. Auch Stefan Lorant konnte im englischen Exil ähnliches für emigrierte Fotografen leisten, indem er Ihnen Publikationsmöglichkeiten in der Zeitschrift "Picture Post" gab.
Neben den Netzwerken sind auch interdisziplinäre Beziehungen auffällig. So konnte die schwierige Situation des Exils bisweilen auch produktiv wirken.
In Ankara trafen Carl Ebert und Clemens Holzmeister aufeinander, die als Regisseur und Theaterarchitekt erfolgreich einige Inszenierungen realisieren konnten. In London verpflichtete der Filmproduzent Alexander Korda nicht nur emigrierte Schauspieler wie Lilli Palmer, sondern vergab auch Aufträge für special effects an den Künstler László Moholy-Nagy.

Die internationale und disziplinübergreifende Tagung wird das künstlerische Exil vorrangig nach interdisziplinären Verknüpfungen, Netzwerkbildungen, Mäzenatentum und Patronage untersuchen. Der Vergleich der Exilerfahrungen in unterschiedlichen künstlerischen Gattungen und Ausdrucksmöglichkeiten - von der bildenden Kunst über Theater und Film bis zur Literatur - soll zudem übergreifende Erkenntnisse zu den Grenzen und Möglichkeiten künstlerischer Kontinuität unter den Bedingungen der Emigration liefern.

Tagungssprache: Englisch und Deutsch

  • Zeit: Freitag, 12. November bis Sonntag, 14. November 2010
  • Ort: Center for Advanced Studies
            Seestraße 13
            80802 München


Kontakt

Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Kunstgeschichte
Zentnerstraße 31
D - 80798 München
Telefon: + 49 (0) 89 / 2180 -2465
Fax: + 49 (0) 89 / 2180 - 5316
E-Mail schicken an sekretariat-kunstgeschichte@lrz.uni-muenchen.de E-Mail