Creatio – Konzepte des Schöpferischen in der Moderne
Workshop der DFG-Forschungsgruppe „Anfänge (in) der Moderne“
25.11.2010 – 26.11.2010
Kreativität gilt heute als conditio sine qua non allen künstlerischen Schaffens. Gleichzeitig wird der Begriff weit über die Künste hinaus geradezu inflationär gebraucht, um die Fähigkeit zur Hervorbringung von Neuem zu bezeichnen und sozial auszuzeichnen. Während des Mittelalters war dagegen die Vorstellung von Creatio dem göttlichen Schöpfungsakt vorbehalten; erst mit der Frühen Neuzeit wurde sie in Analogie auf menschliches Schöpfertum übertragen.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhren diese Konzepte jedoch mehrere entscheidende Revisionen: Darwins Evolutionstheorie mit ihrer radikalen Alternative zur biblischen Schöpfungslehre erforderte eine Neukonzeptualisierung auch der künstlerischen Kreativität. Entkoppelt von seinen religiösen Ursprüngen durchlief der Begriff in den Wissenschaften eine Konjunktur, deren erster Höhepunkt in der Psychologie und Gestalttheorie um 1900 erreicht wurde. Im 20. Jahrhundert dann forderte vor allem das Aufkommen neuer Medien (etwa des Computers) und neuer Technologien (wie der Gentechnik) immer wieder die Neubestimmung von Vorstellungen menschlicher Schöpferkraft heraus.
Im Workshop Creatio. Konzepte des Schöpferischen in der Moderne soll anhand exemplarischer Themen erörtert werden, welche Relevanz das Konzept der Creatio als Denkfigur des Anfangs für die Kunsttheorie der Moderne hatte, auf welche Weise es sich im Spannungsfeld wissenschaftlicher und technischer Innovation veränderte und wie es sich in der künstlerischen Praxis und visuellen Gestaltung bis heute manifestiert.
Programm
- Donnerstag, 25. November 2010
Ort: LMU Hauptgebäude, Hörsaal M 118
19.00: Matthias Krüger / Ulrich Pfisterer (München)
Begrüßung und Einführung
19.15: Wolfgang Ullrich (Karlsruhe):
Kreativität als Pflicht
- Freitag, 26. November 2010
Ort: CAS LMU, Seestraße 13, 80802 München
9.30: Wolf Dietrich Löhr (Berlin / Florenz): Giottos O und Donatellos Abacus:
Verkörperungen von Kreation in der Künstleranekdote
10.15: Matthias Krüger (München): Die disegno-Theorie im Zeitalter
des Darwinismus
11.00: Kaffeepause
11.30: Renate Schlesier (Berlin): Kontexte und Bedeutungsnuancen von
‚Inspiration’ und ‚Mystik’ in Prousts „Recherche“
12.15: Mittagspause
14.00: Barbara Wittmann (Weimar): Die Kreativität des Kindes und "taktvolle"
Kunsterziehung im frühen 20. Jahrhundert
14.45: Kaffeepause
15.15. Ann-Sophie Lehmann (Utrecht): “Follow the materials”. Zur Rolle des
Materials in künstlerischen Herstellungsprozessen
16.00: Abschlussdiskussion
17.00: Ende des Workshops
Organisation:
Matthias Krüger
Ulrich Pfisterer
Koordination:
Michael Ott
Die Veranstaltung ist kostenlos, der Eintritt ist frei. Um Anmeldung für die Vorträge am Freitag wird gebeten unter E-Mail schicken an E-Mail michaelott@lmu.de.
Weitere Informationen:
DFG-Forschungsprojekt "Anfänge (in) der Moderne"