Department Kunstwissenschaften
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Einblicke – Ausblicke. Jüdische Kunsthistoriker in München.

Ausstellung des Instituts für Kunstgeschichte München in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum München

06.10.2010

austell jued kunsthistAuf Münchens Straßen wandelten alle in der Ausstellung vertretenen Kunsthistoriker. Richard Krautheimer, Ernst Kitzinger, Richard Bernheimer, Paul Heilbronner, Karl Schwarz, Ernst Michalski, Ernst Weil und Ruth Schweisheimer studierten hier bei Heinrich Wölfflin (Professur für Kunstgeschichte in München 1912-1924) oder Wilhelm Pinder (Professur für Kunstgeschichte in München 1927-1935). Rudolf Berliner war von 1912-1935 am Bayerischen Nationalmuseum beschäftigt und Franz Stadler pflegte in München kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine intensive freundschaftliche Beziehung zu Wassily Kandinsky.

Einen herben Einschnitt bedeutete für alle die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahr 1933. Ihre jüdischen Wurzeln wurden ihnen zum Verhängnis. Aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 verloren Ernst Michalski, Ernst Strauss, Ruth Rosenberg, Jakob Rosenberg und Ruth Schweisheimer ihren Arbeitsplatz.

Fast alle sahen sich gezwungen in die Fremde zu emigrieren und sie gingen in die USA, nach Palästina, England, Marokko und in die Schweiz. Dort mussten sie unter erheblichen Schwierigkeiten einen Neuanfang wagen. Richard Krautheimer ging 1935 von Rom aus an die Universität in Louisville, Kentucky (USA), an der er die Abteilung für Kunstgeschichte aufbaute und begann, notwendigerweise auf Englisch zu unterrichten. Sein Cousin, Ernst Kitzinger, kam über England und Australien 1941 an die Fakultät Dumbarton Oaks in Washington D.C., einem Institut der Harvard University. 1933 emigrierte Karl Schwarz nach Palästina, wo er das heutige Tel Aviv Museum of Art aufbaute. Theodor Harburger, der in Bayern jüdische Kunst- und Kulturgüter dokumentiert hatte, wanderte 1933 mit seiner Frau ebenfalls nach Palästina aus. Allerdings fand er dort in seinem Beruf keine Beschäftigung mehr und unterhielt zusammen mit seiner Frau eine kleine Pension in Nahariya. Auch Lili Heinemann, die 1933 von München nach Marokko ging, arbeitete fortan nur noch als Privatlehrerin. Kurt Badt war seit 1939 ohne Anstellung am Warburg Institute in London, konnte jedoch seine Rechercheergebnisse nach seiner Rückkehr 1952 nach Überlingen am Bodensee in diversen Publikationen verwerten.

Wenige der Kunsthistoriker kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, weil sich die meisten im Exil beruflich etabliert hatten. Paul Frankl, der seit 1940 am Institute for Advanced Study in Princeton tätig war, lehrte ab 1948 auch als Gastprofessor an den Universitäten von Berlin und Halle. Rudolf Berliner nahm wieder Kontakt zu München auf, während er weiterhin an amerikanischen Museen als Kurator und als Universitätsdozent arbeitete. Kurz vor seinem Tod 1967 in Berchtesgaden remigrierte er. Richard Krautheimer kehrte 1971 an die Bibliotheca Hertziana in Rom zurück, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1994 weiter publizierte. Für einige, wie Richard Bernheimer, Lili Heinemann und Ruth Schweisheimer, verh. Kraemer, beschränkte sich der Kontakt mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich auf langwierige Rückerstattungs- und Entschädigungsverfahren.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird u.a. auf Richard Krautheimer, Kurt Badt, Franz Stadler, Ernst Michalski und Theodor Harburger eingegangen. Im zweiten Teil ab dem 14. Dezember 2010 liegt der Schwerpunkt u.a. auf Karl Schwarz, Rudolf Berliner, Ernst Kitzinger, Richard Bernheimer und Ruth Schweisheimer, verh. Kraemer.

Eine Ausstellung des Instituts für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum München.

Foto: Portrait Richard Krautheimer, Quelle: Jüdisches Museum München.

 

Ausstellungzeitraum: Di 6. Oktober bis 6. März 2011

        Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10-18 Uhr.

         Ausstellungsort: Studienraum des Jüdischen Museums München
                                St.-Jakobs-Platz 16
                                80331 München

Weiterführende Informationen: Jüdisches Museum München