Department Kunstwissenschaften
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Metropolis wiedergesehen. Zur Patina der Zukunftsstadt im Kino

Vortrag von Prof. Dr. Fabienne Liptay im Rahmen der RingvorlesungLMU 2008/09 "Die Welt wird Stadt - die Stadt wird Welt" Urbanisierung und Globalisierung der Lebenswelt im 21. Jahrhundert

03.02.2009 um 19:00 Uhr

Metropolis, bei seiner Uraufführung im Jahr 1927 weder beim Publikum noch bei der Kritik ein Erfolg, gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte. Vor wenigen Jahren erst wurde die digital restaurierte und rekonstruierte Fassung – neben dem Autograph von Beethovens 9. Sinfonie und dem literarischen Nachlass Goethes – von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt. Diesen Rang verdankt der Film nicht zuletzt dem Entwurf einer gigantischen Zukunftsstadt, die Fritz Lang beim Anblick der Skyline New Yorks ersonnen haben soll. Die von den Filmarchitekten Otto Hunte, Erich Kettelhut und Karl Vollbrecht im Babelsberger Studio errichtete und mit avancierter Tricktechnik fotografierte Stadtkulisse zeigt eine abstrakt-geometrische, rhythmisch-dynamische Lebenswelt, in der sich die moderne Faszination am industriellen Fortschritt mit der kulturpessimistischen Sicht auf eine Menschheit verbindet, die von der Maschine versklavt wird. Bis heute hat Metropolis vereinzelt, etwa in Ridley Scotts Blade Runner (1982), als Vorbild phantastischer Stadtentwürfe gedient. Daneben stehen jüngere Perspektiven auf Lebensentwürfe in den Metropolen der Welt. Diente die biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel in Metropolis noch als Metapher der Hybris, die in den emporragenden Wolkenkratzern Gestalt annimmt, wird sie in Alejandro González Iñárritus Babel (2006) zu einem Sinnbild gestörter zwischenmenschlicher Kommunikation. Es gilt, den anderen im Strom der Menschen zu entdecken, Gehör zu finden, sich verständlich zu machen. Der Schauwert der Stadtarchitektur, der ungebrochene Zauber der geometrischen Formen, Lichter und Stromlinien, ist bestehen geblieben, doch hat sich die Konfliktachse merklich verschoben. Die Vertikale der Großstadt wird im aktuellen Kino zunehmend horizontal erzählt.
  • Moderation: Prof. Dr. Hubertus Kohle
  • Zeit: Dienstag, 03. Februar 2009, 19 c.t. Uhr
  • Ort: Ludwig-Maximilians-Universität, Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, Hörsaal B 101

RingvorlesungLMU 2008/09
„Die Welt wird Stadt - die Stadt wird Welt“
Urbanisierung und Globalisierung der Lebenswelt im 21. Jahrhundert