Konferenz „Krisenkünste"
Interdisziplinäre Tagung des Departments Kunstwissenschaften
12.01.2023 – 13.01.2023
Donnerstag/Freitag 12./13. Januar 2023
Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung, Schloß Nymphenburg
Organisation: Sebastian Bolz, Boris Čučković Berger, Chiara Franceschini, Berenika Szymanski-Düll
Programm
Donnerstag, 12. Januar 2023
9:00 | Sebastian Bolz, Boris Čučković Berger, Chiara Franceschini, Berenika Szymanski-Düll | Begrüßung und Einführung |
9:30 | Peter Osborne | Keynote: Crisis as Form |
10:30 | Postersession mit Kaffee | |
11:15 | Moritz Kelber | Musik in der Krise – Krise in der Musik: Die Reformationszeit |
11:45 | Burcu Dogramaci | Rekonvaleszenz durch/als Kunst: Der Anschlag auf „Charlie Hebdo“ und die Graphic Novel „La Légèreté“ von Catherine Meurisse |
12:15 | Mittagspause mit Snack | |
14:00 | Bianca Michaels, Angelika Endres, Alessa Maria Karešin | Theater trotz Lockdown: Transformationsdynamiken in der Programmplanung seit Beginn der Corona-Krise |
15:00 | Christian Römmelt | Crisis, Well-Being and arts education |
15:30 | Kaffeepause | |
16:15 | Meike Wagner | Theater spielen im Krisen-Modus – Das Münchener Nationaltheater, die große Industrieausstellung und die Cholera 1854 |
16:45 | Sophia Holzmann | Kunstkritik in der Krise? Eine Standortfrage |
17:15 | Danijela Weber-Kapusta | Theater und Klimakrise. Wege zu einem nachhaltigen Theater |
Freitag, 13. Januar 2023
9:00 | Hana Gründler, Henry Kaap, Ulrich Pfisterer | (Künstlerische) Praktiken des Selbst in Zeiten der Krise, 15.–20. Jahrhundert |
10:00 | Simon Gröger, Johanna Zorn | Theorieästhetisierung und moralische Selbstbefestigung: Zur Debatte um das Krisenphänomen ‚Diskurstheater‘ |
10:45 | Kaffeepause | |
11:15 | Berenika Szymanski-Düll, Anna Baumgartner | Artist Talk with Raman Tratsiuk (Poznan, Poland / Brest, Belarus) |
12:15 | Mittagspause mit Snack | |
13:15 | David Roesner, Duška Radosavljević, Lynne Kendrick | Active Aurality: How the Practices of Sound and Listening respond to Crisis |
14:15 | Sebastian Bolz, Boris Čučković Berger, Chiara Franceschini, Berenika Szymanski-Düll | Schlusswort |
Thema
Dass Künste auf ihre Zeit reagieren, ist ein Gemeinplatz. Wenn eine historische Phase jedoch als „Krise“ bezeichnet wird, beginnen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen häufig, sich explizit mit der krisenhaften Zeit und der Rolle der Künste auseinanderzusetzen. Doch Künste kommentieren nicht nur, sie sind oft auch selbst von Ereignissen und Entwicklungen der Zeit betroffen, reagieren auf und interagieren mit diesen – zum Teil auch notgedrungen –, wie man beispielsweise an Theatern beobachten konnte, die aufgrund der pandemiebedingten Schließungen u. a. verstärkt Online-Formate entwickelten. Angesichts der gegenwärtigen Erfahrungen mit komplexen und sich überschneidenden Krisen – dem Krieg in der Ukraine, den Auswirkungen einer globalen Pandemie, ökologischen Unsicherheiten und inflationsgetriebenen Volkswirtschaften – lädt das Department Kunstwissenschaften zu einer Diskussion über die Auseinandersetzung von Bildender Kunst, Theater und Musik mit dem Begriff der Krise ein. Im Rahmen einer zweitägigen interdisziplinären Konferenz im Januar 2023 in der Münchner Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung wollen wir fragen: Wie reflektieren, verkörpern oder antizipieren die Künste Episoden der Krise? Und umgekehrt: Wie beeinflussen und verändern Krisenerfahrungen Theorien und Praktiken der Künste? Auf welche Weise reagieren Künste auf die Herausforderungen ihrer Zeit? Und was können wir aus den künstlerischen Ausdrucksformen von Krisen in historischer Perspektive lernen?
Wir laden alle Mitglieder des Departments ein, um über Krisen in allen Epochen und künstlerischen Medien als jene „conditio humana“ nachzudenken, mit der die Menschheit ihre gesamte Geschichte hindurch immer wieder neu konfrontiert ist und die immer wieder neu überwunden werden muss. Wir wollen darüber hinaus eine Diskussion darüber anregen, wie die Künste die verschiedenen intellektuellen Traditionen des Krisenbegriffs verkörpern oder ihnen widersprechen – etwa Kuhns „paradigmatische“ Krisen, Marx’ und Arrighis „zyklische“ Krisen, Ricoeurs „regionale“ und „allgemeine“ Krisen, Jakob Burkhardts „historische“ Krisen usw. Ebenso interessieren wir uns für die Dynamik zwischen persönlichen/individuellen Krisen und den historischen Perioden des Umbruchs.
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That the arts respond to their times is a truism, but when a time is marked to be a ‘crisis’ both artists and scholars tend to investigate that truism further and re-evaluate the role of the arts in their time. The arts are not only active as a commentator, but often also affected and act themselves—in part also out of necessity—with the events and developments of the time, for example when theatres enabled online programs due to the pandemic-related closures. In light of our contemporary experiences of complex and overlapping crises—including the war in Ukraine; the effects of a global pandemic; ecological uncertainties; and inflationary economies—the School of Arts invites discussions on the en-gagement of visual arts, theatre, and music with the concept of crisis. During a two-day interdisciplinary conference in January 2023 at the Carl Friedrich von Siemens Stiftung in Munich we ask: How do the arts reflect, establish or perhaps foresee episodes of cri-sis? Conversely, how are the theories and practices of the arts affected and transformed by crisis experience? In which ways do they respond to the challenges of their time? And what can we learn from the artistic articulations of crises in a historical perspective?